Ein Stuhl für den Notfall
In Gefahrensituationen, wie bei Bränden, können Fahrstühle in der Regel nicht verwendet werden. Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer oder Personen, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind, können von höheren Stockwerken nur schwer evakuiert werden.
Stellen wir uns ein 20 Stöckiges Hochhaus vor. Herr X ist Rollstuhlfahrer und arbeitet im 19. Stock. Ein Brand bricht im 15. Stock aus, eine schnelle Evakuierung ist notwendig. Die Fahrstühle können im Brandfall nicht genutzt werden. Hier gäbe es nun zwei Möglichkeiten: Herr X wird von ein oder zwei starken KollegInnen 19 Stockwerke nach unten getragen, oder er muss auf die Feuerwehr warten, die ihn versucht mit einem Kran von aussen zu bergen. Beide Varianten sind Zeitaufwändig, und Hilfe kann zu spät kommen.
Evakuierungs-Stühle (Escape Chairs) können hier Abhilfe schaffen. Sie erlauben es, Personen mit Mobilitätsbeeinträchtigung schnell aus der Gefahrenzohne zu bringen, indem sie direkt über die Stiegen, ohne Lift oder Kran, nach unten gebracht werden.
Das Prinzip ist denkbar einfach: Der Escape Chair verfügt über Kufen mit einer Raupe, auf denen das Gefährt wie ein Schlitten über die Stiegen gleitet. Der Stuhl selbst erinnert mehr an einen Camping-Klappsessel, ist jedoch stabil und funktionell. Durch diese Bauweise wird das Gerät auch sehr leicht. Der Stuhl ist nicht für obtimale Bequemlichkeit ausgerichtet, da er ja nur im Notfall zur schnellen Evakuierung verwendet wird, und dabei in der Regel nur kurz zum Einsatz kommt. Die zu befördernde Person wird mit Riemen am Stuhl festgeschnallt, damit sie beim Transport nicht herunterfallen kann. Gegebenenfalls kann auch der Kopf mit einem Riemen festgeschnallt werden, um Verletzungen zu vermeiden.
Vertreterinnen und Vertreter des Gleichstellungsbeirates der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörhtersee, ArchitiktInnen, Bamte des Magistrat Klagenfurt und VertreterInnen der Feuerwehr konnten sich im Rahmen der Planung eines Bauprojektes live von der Einsetzbarkeit des Gerätes überzeugen.
Dabei konnte das Gerät auch selbst in der Rolle der bzw. des Beförderten oder der bzw. des Befördernden ausprobiert werden.
Mit 12 Kilo ist der Stuhl auch kein Schwergewicht und kann, wie wir uns am praktischen Beispiel ansehen konnten, auch von Damen, die nicht besonders muskelbepackt sind, bedient werden.
Auch wenn die Bedienung sehr leicht erlernbar ist, sollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in öffentlichen Gebäuden im Rahmen der Brandschutzübungen mit dem Umgang laufend geschult werden, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt.
Zusammengeklappt nimmt der Stuhl nur wenig Platz ein, und kann leicht gelagert werden.
Der Anschaffungspreis für einen Evakuierungsstuhl liegt zwischen 1000 und 2000 Euro, je nachdem, welche Komfortklasse gewählt wird.
Meinung der Redaktion: In jedem Gebäude, das über einen Fahrstuhl verfügt, sollten ein oder mehrere Evakuierungs-Stühle bereitstehen. Die Anschaffung müsste im Rahmen des Brandschutz-Budgets finanziell durchaus vertretbar sein.
Nähere Informationen erhalten Sie auf der Webseite der Escape Mobility Company.
Weblinks:
- Escape Mobility Company (Anbieter)