Stolperstein 7 – Der Amazon Kindle und die Barrierefreiheit
Das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt – so beschreibt sich Amazon selbst. Lediglich die Definition des Begriffs Kunden dürfte die Gruppe der sehbehinderten und blinden Menschen nicht umfassen!
Der Kindle, das Nonplusultra der eBook Reader, ist jetzt auch als Touchscreen-Variante verfügbar. Leider ist wieder einmal auf blinde und sehbehinderte Menschen vergessen worden. Gerade elektronische Medien bieten sehbehinderten und blinden Menschen die Chance am Leben in der Gesellschaft teilzunehmen.
Auch stellt ein Touchscreen kein unüberwindbares Hindernis dar, vielmehr bietet diese Art von Geräten ungeahnte und fantastische Möglichkeiten für blinde und sehbehinderte Nutzerinnen und Nutzer, wie das Apple iPad beweist. Mit iBooks kann sich eine blinde Leserin oder ein blinder Leser alle im iTunes Store verfügbaren Bücher mittels des eingebauten Screenreaders, VoiceOver, in über 25 Sprachen vorlesen lassen und das nicht nur am iPad, sondern auch auf allen anderen iOS Geräten wie dem iPhone oder dem iPod.
Amazon scheint hier allerdings einen anderen Ansatz zu verfolgen. Lediglich der Kindle Keyboard bringt eine experimentelle Sprachausgabe in Englisch mit. Bei allen anderen Kindle Modellen, wie dem Kindle Touch, wurde auf diese Funktion gänzlich verzichtet. Auch die Kindle Software für den PC oder das iPad sind nicht mit den gängigen Screenreadern kompatibel.
Ob dieser Zustand auf Ignoranz oder Kalkül von Seiten Amazons zurückzuführen ist? Egal! Was jedenfalls bleibt: für blinde und sehbehinderte Kundinnen und Kunden, die auf eine Sprachausgabe angewiesen sind, ist das Angebot des Kindle Stores also unzugänglich.
Derzeit sind Schlichtungsverfahren, auf Grund des Verstoßes gegen das im Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz geregelte Diskriminierungsverbot, gegen Amazon anhängig. Ob Amazon hier einlenken wird und eine (menschen)rechtskonforme Situation herstellen wird oder ob der Weg zu den ordentlichen Gerichten notwendig sein wird, bleibt abzuwarten.