“Ich fand mein Glück nicht auf zwei Beinen”
Dass man sich auch mit einem Rollstuhl seine Reiseträume erfüllen kann, davon konnten sich zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer am 5. November 2014 überzeugen. Das BMKz lud gemeinsam mit dem Sozialreferat der ÖH Klagenfurt und der Servicestelle Integriert Studieren der AAU Klagenfurt zum außergewöhnlichen Reisevortrag “Ein Jahr lang mit dem Rollstuhl durch Mexiko und Zentralamerika” ein.
Auch ein Schiunfall, der für Reinfried Blaha eine Querschnittlähmung zur Folge hatte, konnte die Reiselust von ihm und seiner Lebenspartnerin Victoria Reitter nicht stoppen. 2010 machten sie sich auf den Weg, eine für sie neue Welt zu entdecken. Von Kalifornien aus, wo sie sich einen gebrauchten Volvo 240 GL zulegten, starteten sie ihr elfeinhalb Monate dauerndes Abenteuer. Der Volvo begleitete sie rund 25000 km von Kalifornien bis zur Grenze Costa Ricas und wieder zurück. 25000 km auf für unsere Verhältnisse unvorstellbar schlechten Straßen, teilweise weit abseits üblicher Touristenwege, in Gebieten, wo “Barrierefreiheit” ein Fremdwort ist. Ein Jahr lang improvisieren war angesagt. Kaum Unterkünfte, die komfortables Duschen oder Toilettengänge zuließen, geschweige denn stufenlos erreichbar waren. Als Sitztoilette wurde kurzerhand ein faltbarer Camping-Stuhl umfunktioniert, der ebenso als Duschstuhl diente. Die Versorgung mit Einmalkathetern gestaltete sich sehr schwierig, zweimal musste Nachschub aus Österreich durch Victorias Bruder erfolgen.
Aber trotz großer Strapazen, eines Rollstuhldefekts, der Reinfried fast verzweifeln ließ, und einer Dengue-Fieber-Erkrankung Victorias überwiegten die postitiven Aspekte der Reise. Die beiden fanden wunderschöne Plätze, die sie eigentlich nicht mehr verlassen wollten, lernten nette und hilfsbereite Menschen kennen, die sie unterstützten. Sie trafen fast ausnahmslos freundliche Menschen, die gerade genug zum Überleben hatten, aber trotzdem glücklich waren, und sie gewannen die Erkenntnis, dass Glück nicht von Luxusgütern abhängig ist, sondern aus dem Inneren kommt, dass man seine Grenzen selbst finden muss und man dabei niemand anderem als seiner inneren Stimme gehorchen muss.
Reinfried Blaha schloss den Vortrag mit den Worten: Ich fand mein Glück nicht auf zwei Beinen!