LOB-Award 2011 verliehen
Im Rahmen der Enquete der Behindertenanwaltschaft und des Sozialreferenten des Landes Kärnten verlieh der Gleichstellungsbeirat der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee am 1. Dezember bereits zum zweiten Mal den LOB-Award. Der LOB-Award ist eine Auszeichnung für besondere Bemühungen im Rahmen der Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen. Die Abkürzung LOB steht dabei für Lebensraum ohne Barrieren.
Ausgezeichnet werden Organisationen, Institutionen oder Betriebe sowie Einzelpersonen, die besonderes Engagement bei der Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Behinderung geleistet haben.
Zentrale Vergabekriterien sind unter anderem, wie „selbstverständlich“ eine Lebensumgebung für Menschen mit Behinderung angesehen und umgesetzt wird, sowie der Grad an Partizipation durch Menschen mit Behinderungen selbst.
Der Gleichstellungsbeirat vertritt gegenüber der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee die Interessen von Menschen mit Behinderungen und berät den Bürgermeister und den Stadtsenat bei der Umsetzung von Projekten. Das Gremium setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen zusammen.
Organisationen:
Der LOB für Organisationen, Institutionen und Betriebe wurde heuer an das Einkaufszentrum ATRIO in Villach verliehen. Für die Verantwortlichen, nicht zuletzt Hrn. Mag. Richard Oswald, war und ist die Schaffung einer möglichst barrierefreien Einkaufs-Umgebung eine Selbstverständlichkeit.
Das ATRIO bietet beispielsweise eine eigne Komfort-Parkzone in der Nähe der Lifte, zu der Rollstuhlfahrerinnen und Personen mit Gehbeeinträchtigung über Euro-Key oder Gegensprechanlage Zugang erhalten. Selbstverständlich ist auch, dass jede der fünf WC-Anlagen über ein Behinderten-WC verfügt. Personen mit Gehbeeinträchtigung können bei der Information kostenlos Rollstühle oder Rollatoren ausleihen. Spezielle Einkaufswagen für Rollstuhlfahrerinnen und –fahrer stehen bereit, um ein ungehindertes Einkaufsvergnügen zu gewährleisten. Die Liftanlagen im Haus sind taktil ausgezeichnet, und gut über das Gelände verteilt.
Um das positive Resultat dieser Angebote zu sehen, braucht man nur das ATRIO zu besuchen. Selten sind in einem Einkaufszentrum derart viele Menschen mit Behinderung anzutreffen. Das ATRIO ist somit ein lebender Beweis dafür, dass die oft vorgebrachte Sichtweise: „Es gibt ja eh nicht so viele Menschen mit Behinderung, muss da alles barrierefrei gemacht werden?“ ungekehrt zu sehen ist: „Ist die Umgebung für möglichst viele Menschen gebrauchstauglich, so werden sie das Angebot auch nutzen“. Das ATRIO ist somit als Vorzeigeprojekt in Kärnten zu sehen. Andere Einkaufszentren sollten von diesem Vorbild lernen, und Willen zur Veränderung zeigen. Es geht dem Gleichstellungsbeirat nicht darum, ein absolutes Maß an Barrierefreiheit zu erreichen (dieses gibt es ohnehin nicht), sondern sich offensichtlich zu bemühen. Die Selbstverständlichkeit mit der Seitens des ATRIO an das Thema herangegangen wird stellt auch in der heutigen Zeit noch immer eine rare Ausnahme dar.
Einzelpersonen:
Für ihren unermüdlichen Einsatz um die Rechte von Menschen mit Behinderungen wurde der diesjährige Personen-LOB an Frau Mag. Isabella Scheiflinger, die Behindertenanwältin des Landes Kärnten vergeben. Fr. Mag. Isabella Scheiflinger engagiert sich weit über die, mit ihrem Amt verbundenen Erfordernisse hinaus für die Durchsetzung der Interessen von Menschen mit Behinderung in Kärnten; egal ob am Wochenende oder um 10 Uhr abends. Fr. Mag. Isabella Scheiflinger ist bewusst, dass sie die Welt nie mit den Augen eines Menschen mit Behinderung sehen wird können, daher hat sie vom Anfang an die Betroffenen in all ihre Entscheidungen miteinbezogen, ganz nach dem Motto: „Nichts über Euch, ohne Euch“. Ein ganz besonderes Anliegen ist ihr die Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen, um Menschen mit Behinderungen in Kärnten ein gleichgestelltes und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Sie engagiert sich daher vehement für die Umsetzung der UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in unserem Bundesland.
Herbert Kaiser Preis:
Der vom Beratungs-, Mobilitäts- und Kompetenzzentrum (BMKz) ebenfalls im Rahmen des LOB-Awards vergebene Herbert Kaiser Preis für besondere Bemühungen um ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderungen ging diesmal an Fr. Dr. Marion Sigot von der Uni Klagenfurt für ihr Engagement im Bereich der partizipativen Forschung auf dem Gebiet der Integrationspädagogik.
Im Verlauf der bisherigen Forschungsgeschichte wurden behinderte Menschen als Objekte der Forschung wahrgenommen, über die oder an denen geforscht wurde. Partizipatorische Forschung bedeutet, dass nicht mehr über Menschen mit Behinderungen geforscht wird, sondern dass diese zu Subjekten der Forschung werden, indem sie nicht nur befragt, sondern auch in die Konzeption, Durchführung und Auswertung mit einbezogen werden. Frei nach dem Motto: “Nichts über uns ohne uns!” Als langjährige Partnerin ist Fr. Dr. Marion Sigot dem BMKz seit seiner Gründung mit Rat und Tat zur Seite gestanden und hat somit einen aktiven Beitrag für die Stärkung des Selbstbestimmt-Leben-Gedankens in Kärnten geleistet.
Nähere Informationen zur Preisverleihung finden Sie auf der Homepage des LOB-Awards.